Offener Brief an Wiebke Esdar

Liebe Wiebke,

wir, leitende Mitarbeiter:innen der Bielefelder Falken, wollen Dir mit diesen Zeilen unsere Solidarität für Deine aktive Teilnahme an der Demonstration gegen die „Stadtbild-Aussagen“ des Bundeskanzlers bekunden. Wir tun dies bewusst öffentlich, um ein Zeichen gegen die vielen Hassmails und Unterstellungen, die Dich erreicht haben, zu setzen.

Der Kanzler hat sich, vorsichtig formuliert, mindestens missverständlich geäußert. Menschen und Medien vom rechten Rand unserer Gesellschaft begrüßten diese Aussagen. Zugleich sind natürlich viele Menschen, besonders Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, ebenso wie wir, sehr irritiert, stark verunsichert und empört.
Diese Reaktionen hätten den Kanzler nachdenklich stimmen müssen. Stattdessen erweckt seine Präzisierung dann aber den Eindruck, als würde das Stadtbild nur durch Menschen ohne Aufenthaltsrecht bestimmt.

Ziel der Demonstration war es doch, darauf hinzuweisen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine andere Vorstellung vom Bild einer Stadt haben und den Kanzler darauf aufmerksam machen wollten, dass seine Aussagen nicht versöhnen, sondern spalten.

Es ist Dein gutes Recht zu demonstrieren, und wir gehen davon aus, dass Du im direkten Kontakt mit dem Kanzler auch aus Deiner Meinung keinen Hehl machst.

Eine Koalition muss das kritische Gespräch untereinander aushalten. Ein bisschen entsteht der Eindruck, als wenn die Kritiker:innen des Koalitionspartners vom eigentlichen Thema ablenken wollten.

Mach weiter, liebe Wiebke, und wir begleiten Dich in kritischer Solidarität.

Im Namen der Geschäftsführung der Bielefelder Falken
P.Bauer, U.Gödde und D.Wollenberg

Foto: Patrick Röhring